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  Nach Störungen: Wie gut ist die Feuerwehr auf Stromausfälle vorbereitet?
02.08.2024   In Stadt und Landkreis Hildesheim kam es in den vergangenen Tagen zu mehreren Stromausfällen. Da stellt sich die Frage, wie gut die kritische Infrastruktur in Hildesheim abgesichert ist. Klappt es trotzdem mit Hilfe in der Not?

Wie abhängig wir vom Strom sind, wird oft erst klar, wenn er ausfällt. Und das tut er durchaus, wie zwei Vorfälle der jüngeren Vergangenheit zeigen: Am Donnerstag gab es einen Ausfall im Stromnetz von Avacon, von dem mehrere Orte im Landkreis betroffen waren. Vergangene Woche Freitag war es das Netz der EVI, in dem es in den Mittagsstunden in Teilen Hildesheims zu Ausfällen kam.

In Privathaushalten sind die entstehenden Probleme oft überschaubar: Kühlschrank und Tiefkühltruhe können die Temperatur bei kürzeren Ausfällen in der Regel einigermaßen halten, Taschenlampen und Kerzen die Beleuchtung ersetzen. Und auch der Ausfall von Festnetztelefonen, Fernsehern und Computern wird vielen Menschen dank Smartphones keine allzu großen Probleme bereiten. Doch Einrichtungen der kritischen Infrastruktur wie der Feuerwehr? Ist sie ausreichend auf solche Vorfälle vorbereitet und auch bei Stromausfall durchgängig erreichbar?

Salzgitter übernimmt Notrufe

Die kurze, aber beruhigende Antwort lautet: Ja. Wie Stadtsprecher Helge Miethe mitteilt, verfügt die Hauptfeuer- und Rettungswache über eine sogenannte unterbrechungsfreie Stromversorgungsanlage. Die soll die wichtigste Infrastruktur – also Leitstelle und Notbeleuchtung – etwa zwei Stunden lang versorgen können. Zusätzlich könne ein fest verbautes Notstromaggregat die Versorgung des gesamten Gebäudes übernehmen. Eine Einspeisung aus mobilen Aggregaten ist ebenfalls möglich.

Kommt es dennoch zu Ausfällen, leitet die Telekom eingehende Notrufe zur benachbarten Leitstelle in Salzgitter um, mit der laut Kreisbrandmeister Mathias Mörke für solche Fälle ein Kooperationsabkommen besteht. Miethe zu Folge wurden während des Vorfalls in der vergangenen Woche sieben Notrufe für Stadt und Landkreis Hildesheim durch die Kolleginnen und Kollegen aus Salzgitter disponiert.

Unterstützung durch Ehrenamtliche

Da die Kolleginnen und Kollegen der Berufsfeuerwehr laut Miethe bei Störungen verstärkt in die Koordination und Inbetriebnahme der Leitstelle und des restlichen Wachgebäudes eingebunden sind, wird zusätzlich die Stadtreserve alarmiert. Einsatzkräfte aus den Feuerwehren Stadtmitte 2 und Moritzberg besetzen dann Fahrzeuge auf der Hauptwache. Parallel dazu baue die Fachgruppe „Information und Kommunikation“ den sogenannten „Abrollbehälter Kommunikation“ auf, erklärt Miethe. Das ist eine Art mobiler Container mit Funk- und Kommunikationstechnik. Mit Hilfe des Containers kann bei Bedarf ein Teil der Aufgaben einer Leitstelle übernommen werden.

Zusätzlich können laut Kreisbrandmeister Mörke in den Kommunen Einsatzleitwagen und örtliche Einsatzleitungen in Betrieb genommen, sowie einzelne Löschfahrzeuge oder Feuerwehrhäuser mit Ehrenamtlichen besetzt werden. Dies geschah auch während des jüngsten Stromausfalls in Hildesheim, wie Kai Zimmermann berichtet. Der Bad Salzdetfurther Stadtbrandmeister war gerade mit seiner Familie bei einem Arzt in Hildesheim, als ihn sein Meldeempfänger darüber informierte, dass die Leitstelle im Notbetrieb läuft. „Für eine leidgeplagte Feuerwehrfamilie war dann natürlich klar: Sofort zurück nach Salze!“

Örtliche Einsatzleitung aufgebaut

Während der Fahrt habe er bereits mit dem Ortsbrandmeister der Feuerwehr Bad Salzdetfurth telefoniert, der wiederum über eine selbstbeschaffte Alarmierungsapp die Einheit Information und Kommunikation für den Aufbau der örtlichen Einsatzleitung alarmierte. Die kann laut Zimmermann in nahezu jedem Gebäude betrieben werden. „Voraussetzung sind natürlich immer Strom – und was auch wichtiger wird, das Internet“, so der Stadtbrandmeister. Wegen der dort optimalen Gegebenheiten werde sie aber üblicherweise im Feuerwehrhaus Bad Salzdetfurth errichtet.

Zusätzlich bestehe über den Einsatzleitwagen aber auch die Möglichkeit, in einem kleineren Rahmen unabhängig vom Gebäude an jedem Ort zu arbeiten, so Zimmermann. Nachdem er in der örtlichen Einsatzleitung eingetroffen war, rief er die Ortsbrandmeister an und veranlasste eine Wachbereitschaft in allen Bad Salzdetfurther Ortschaften. Hierfür machten sich insgesamt 90 Einsatzkräfte auf den Weg zu den jeweiligen Feuerwehrhäusern.

Grund für den Ausfall

Und so hielt ein Stromausfall, der nach Angaben der EVI nur etwa 20 Minuten dauerte, zahlreiche Haupt- und Ehrenamtliche für mehrere Stunden auf Trab. Grund für all das war laut EVI-Sprecher Sven Harmsen übrigens ein Vogel, der durch eine Lüftungsöffnung in die Stromstation in einem Keller am Angoulêmeplatz gelangt war. „Diese Lüftungsöffnung ist jetzt nochmals weiter abgesichert worden“, teilt Harmsen mit. Bis zum Abschluss der Reparatur am Montag übernahmen andere Stromverteiler die Versorgung im betroffenen Bereich.

Quelle: Hildesheimer Allgemeine
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