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 Nach belastenden Einsätzen: Für 7500 Feuerwehrleute im Kreis Hildesheim soll es nun Hilfe geben
15.03.2023   Kreis Hildesheim - In den vergangenen Wochen wurde verstärkt Kritik laut, dass es für Feuerwehrleute im Kreis Hildesheim keine organisierte Hilfe gibt, um belastende Einsätze zu verarbeiten. Nun gab es im Sozialausschuss des Kreistages einen entscheidenden Schritt.

Künftig soll es auf jeden Fall ein professionelles Angebot geben, das den rund 7500 Feuerwehrleuten im Kreis Hildesheim hilft, belastende Einsätze zu verarbeiten. Darauf hat sich der Ausschuss für Jugend, Soziales und Gesundheit des Kreistages am Dienstag einstimmig verständigt. Das Gremium gab der Kreisverwaltung den Auftrag, kurzfristig einen Vorschlag für ein geeignetes Hilfsangebot und dessen Finanzierung auszuarbeiten. Die Hilfe soll nicht nur Feuerwehrleuten zur Verfügung stehen, sondern auch Mitarbeitenden des Rettungsdienstes.

„Armutszeugnis“

Das Thema wird seit gut einem Vierteljahr öffentlich diskutiert – nach mehreren tödlichen Unfällen, die für eingesetzte Feuerwehrleute schwer zu verkraften waren. Führungskräfte der Brandschützer äußerten deutliche Kritik am Fehlen professioneller Hilfen im Kreis Hildesheim. Wörter, die in dem Zusammenhang fielen: „Armutszeugnis“, „Offenbarungseid“, „Vollkatastrophe“.

In der Ausschusssitzung forderte Bernhard Flegel (CDU) zu Beginn der Debatte, Feuerwehrleute nach schwierigen Einsätzen nicht mit den Eindrücken allein zu lassen. Er erinnerte daran, dass die Brandschützer im Kreis Hildesheim allein zwischen November 2021 und Januar 2023 mit elf Todesfällen konfrontiert waren – meist unter sehr bedrückenden Umständen. Kreisbrandmeister Josef Franke unterstrich, wie wichtig in solchen Fällen eine professionelle Betreuung wäre – und zwar bei Bedarf auch über einen längeren Zeitraum, nicht nur direkt im Anschluss an einen Einsatz. „Man nimmt die Eindrücke mit nach Hause“, sagte Franke. Und manch einer bekommt belastende Bilder gar nicht wieder aus dem Kopf. Zwar gebe es kreisweit rund 40 Notfallseelsorger, erwähnt Franke. Doch die würden eher in der Betreuung der Angehörigen von Unfallopfern eingesetzt und seien nicht gezielt dafür ausgebildet, traumatisierten Helfern zur Seite zu stehen.

Hilfe muss rund um die Uhr erreichbar sein

Was nach Frankes Einschätzung auch wichtig ist: Künftige Ansprechpartnerinnen oder Ansprechpartner müssten rund um die Uhr erreichbar sein, „24/7“, wie es heutzutage heißt. Ein Vorbild könnte ein entsprechendes System im Landkreis Peine sein. Dort arbeitet ein Psychologe oder eine Psychologin in einem Team mit erfahrenen Einsatzkräften zusammen, die geschult werden, sich in die Nöte anderer Feuerwehrleute hineinversetzen können und ihnen auf Augenhöhe begegnen. An diesem oder anderen Modellen aus dem Umland könne sich der Landkreis Hildesheim orientieren, meinte Franke. Im Hildesheimer Kreisgebiet gebe es auch schon einige lokale Insel-Lösungen, zum Beispiel in Elze, wo Hilfsorganisationen zusammen versuchen, schwere Unfälle aufzuarbeiten, die auf der Bundesstraße 1 öfter vorkommen. Auch dort gebe es gute Ansätze, sagt Franke: „Wir müssen das Rad nicht neu erfinden.“

Quelle: https://www.hildesheimer-allgemeine.de
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